
"Freie Presse" vom 14.10.2025, von Mike Baldauf
Der viermonatige Testlauf für die Wochenendlinie 236 zwischen Krumhermersdorf und Zschopau hat die Erwartungen nicht erfüllt. Warum das Angebot in den Augen von Ortsvorsteher Heiko Gläser scheiterte und welche Alternativen es gibt.
Vier Monate lang hat die Regionalverkehr Erzgebirge GmbH (RVE) an Wochenenden zusätzlich Busse auf die Strecke zwischen Krumhermersdorf und Zschopau geschickt. Finanziert hat den Testlauf die Stadt Zschopau, um den Ortsteil erstmals auch samstags, sonn- und feiertags besser an den öffentlichen Nahverkehr anzubinden. Noch bevor die offizielle Auswertung vorliegt, zieht Ortsvorsteher Heiko Gläser ein erstes Fazit – und das fällt nüchtern aus.
„Die Nachfrage war sehr gering“, sagt Gläser. Schon bei der Jungfernfahrt, bei der der Ortschaftsrat mitfuhr, um für das neue Angebot zu werben, waren kaum Fahrgäste dabei. „Das war wahrscheinlich die am besten besetzte Fahrt des gesamten Versuchs“, so der Ortsvorsteher. Ansonsten sei der Bus am Wochenende nur selten genutzt worden.

Erwartungen von Beginn an verhalten
Dass der Versuch kein Selbstläufer werden würde, war den Beteiligten schon vor dem Start im Juni bewusst. „Die Landbevölkerung ist auf dem Dorf generell aufs Auto angewiesen“, sagt Gläser. „Viele haben ein eigenes Fahrzeug, die Zielgruppe ist deshalb recht klein.“ Gedacht war das Angebot vor allem für ältere Menschen ohne Auto. Auch für Freibadbesucher und Krankenhausbesuche sollte der Bus eine Erleichterung bieten.
Doch die Praxis zeigte Schwächen: Die Fahrtzeiten waren unpraktisch, der Bus hielt am Klinikum nur kurz – wer jemanden besuchen wollte, musste nach einer Stunde schon wieder zurück. Auch die Freibad-Anbindung funktionierte kaum: Der Bus fuhr nicht direkt bis ans Gelände, der Fußweg war weit und beschwerlich. Zudem endete der Betrieb am frühen Abend. „Da musste man im Sommer das Freibad schon zeitig verlassen, um den letzten Bus noch zu erwischen“, sagt Gläser.
Andere Orte, andere Wege
Wie machen es andere Gemeinden? Gelenau etwa hat mit einem eigenen Ortsbus ein dauerhaftes Modell geschaffen, das von der Kommune mitgetragen wird. Der von der RVE betriebene Kleinbus mit 15 Sitzplätzen pendelt mehrfach täglich zwischen Bahnhof und Fritz-Reuter-Siedlung. Olbernhau hat dieses Jahr einen Ortsbus eingeführt, der werktags und am Wochenende mehrere Ortsteile ansteuert. Rund 180.000 Euro jährlich nimmt die Stadt dafür in die Hand – für Heiko Gläser aber kein Vorbild: „Das wäre für uns nicht die richtige Lösung. Krumhermersdorf ist ein Ortsteil von Zschopau und der ÖPNV eigentlich Aufgabe des Landkreises.“ Auch das Carsharing-Projekt in Gornau habe gezeigt, wie schwierig neue Mobilitätsangebote auf dem Land Fuß fassen: „Man hat gemerkt, die Leute sind hier auf das eigene Auto eingestellt.“
Wie es weitergehen soll
Noch im Oktober soll der Stadtrat die offiziellen Zahlen zur Testphase vorgelegt bekommen. Im Dezember will sich der Ortschaftsrat erneut mit dem Thema befassen. Heiko Gläser kündigt an, eine andere Lösung ohne Mehrkosten zu erarbeiten. Dem Gremium schwebt eine Schlaufenlinie vor – eine Kombination aus Stadtverkehr und Regionalbus. Die Idee: Wochentags könnten einige Fahrten gestrichen werden, um am Wochenende zusätzliche Runden über Hohndorf, Klinikum und Krumhermersdorf zu ermöglichen. „So ließe sich mit dem vorhandenen Angebot mehr erreichen“, meint Gläser.
Dass Zschopau den Versuch überhaupt unternommen hat, findet der Ortsvorsteher trotz der mäßigen Bilanz positiv. „Ich bin erst einmal dankbar, dass der Stadtrat das probiert hat. Jetzt gilt es, daraus zu lernen – und eine Lösung zu finden, die auch wirklich genutzt wird.“ (mik)
Link zum Original-Artikel der "Freien Presse":
Kommentar schreiben