"Freie Presse" vom 11. Mai 2023, von Mike Baldauf
Wilfried Neumann aus Chemnitz ist mit seinem Kulturhauptstadt-Projekt in der alten Schule in Krumhermersdorf gut vorangekommen. Nun sind die "Elektriker"an der Reihe.
Vor einem halben Jahr war der Raum, in dem Wilfried Neumann seine Modellbahnanlage als Beitrag zum Kulturhauptstadtjahr zeigen möchte, noch eine Baustelle. An den Wänden fehlte die Farbe, die neuen Fenster waren noch nicht eingesetzt. Inzwischen ist das ehemalige Klassenzimmer im Krumhermersdorfer Begegnungszentrum "De Schul" renoviert, die 18 Meter lange, u-förmige Anlage aufgebaut. Vier Monate vergingen, bis die einzelnen Module zusammengefügt waren. Der Chemnitzer weiß, dass es durchaus größere Anlagen gibt. Aber der Fahrbetrieb steht bei ihm nicht im Vordergrund: "Am wichtigsten ist mir das Stück Erzgebirge, das ich darstellen möchte."
Noch ruht alles auf der Anlage
Bei dem Ausschnitt der Weltkulturerbe-Region darf die Bergbautradition nicht fehlen: ein Silberpochwerk mit Pferdegöpel, der Schacht 15 in Schlema, eine Grubenbahn, mit dem die Bergleute das Erz an die Oberfläche befördern. Auch eine Köhlerei gehört dazu. Auf einem Fluss arbeitet eine Schiffsgetreidemühle, wie sie heute noch auf der Mulde in Grimma-Höfgen zu finden ist. Die Mühle wurde zweimal durch die Flut zerstört und wiederaufgebaut, erzählt Neumann. Seiner Fantasie ist dagegen eine Abkippanlage der Bahn für Holzstämme entsprungen, die in einem wasserbetriebenen Sägewerk verarbeitet werden.
Noch ruht alles auf der Anlage
Das wollen Wilfried Neumann und seine Mitstreiter in den kommenden Monaten ändern. Die Grubenbahn wird ein- und ausfahren, Wasserräder werden sich drehen, das Pochwerk und die Gatter des Sägewerkes arbeiten. Auch einen Feuerwehreinsatz bei einem Waldbrand will der Modellbauer in Szene setzen.
"Freie Presse" vom 28.02.2023, von Christof Heyden
Der Schnitzverein des Ortes zählt aktuell 21 Frauen und Männer. Ganz verschiedene Exponate haben sie bislang geschaffen. Dazu zählt auch das Modell des früheren Bornwalddorfes, das einst dem Talsperrenbau weichen musste.
Für die Großpyramide von Krumhermersdorf hat es sich mit dem Finale zu Lichtmess 2023 noch längst nicht ausgedreht: Ab dem 18. März wird sie eine zweiwöchige Zusatzschicht einlegen, und das aus gutem Grund. "Wir feiern in diesem Jahr den 50. Geburtstag unserer Ortspyramide. Sie ist zugleich das größte Exponat der Schnitzausstellung, bei der wir unsere Jubilarin besonders in den Blickpunkt stellen wollen", erklärt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Horst Uhlmann. "Mit unserer 14-tägigen Leistungsschau im Vereinshaus am alten Sportplatz wollen wir zudem einen weiteren Termin würdigen: das 95-jährige Bestehen unserer Schnitzergilde", so der 62-jährige, der selbst seit 52 Jahren schnitzt.
Pyramide 1973 im Gasthof das erste Mal aufgebaut
Der Pyramide gilt das besondere Augenmerk des Krumhermersdorfers und der 21 im Verein engagierten Akteure, darunter fünf Frauen. Sie ist nach Uhlmanns Worten im Erzgebirge eine Besonderheit: Bergleute, sich gegenseitig tragend, geben über die Etagen hin der Konstruktion Halt, erläutert er. "1973 wurde die Pyramide zur Schnitzausstellung das erste Mal im Gasthof Erbgericht aufgebaut. Seinerzeit stand Johannes Glück dem Verein vor. Seitdem hat sie an verschiedenen Standorten die Betrachter erfreut, sich vorm Schnitzerheim, auf dem Fischerplatz und vor der Sparkasse gedreht. Jetzt hat sie ihren Platz vor dem Vereinshaus gefunden."
"Freie Presse" vom 17.02.2023, von Mike Baldauf
Jörg Reichel lenkte viele Jahre die Geschicke seines Heimatortes mit. Zeitgenossen schätzten seine unaufgeregte, sachliche Art.
Krumhermersdorf trauert um Jörg Reichel. Der Ortsvorsteher des Zschopauer Ortsteiles ist am 7. Februar nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 58 Jahren gestorben. Der Polizeibeamte war
kommunalpolitisch sehr interessiert und engagiert. Er saß viele Jahre im Zschopauer Stadtrat, arbeitete fast 19 Jahre als Mitglied des Ortschaftsrates. 2014 trat er die Nachfolge von
Ortsvorsteher Jörg Tausch an.
Reichels Stellvertreter und Wegbegleiter Heiko Gläser schätzte an ihm seine unaufgeregte Art: "Er ist ruhig und besonnen gewesen, hat die Dinge stets relativ unkompliziert gesehen." Gläser behält
ihn zugleich als sehr rührigen Zeitgenossen in Erinnerung.
Schul- und Heimatfest war sein Steckenpferd
Zu den Glanzlichtern in Jörg Reichels Zeit als Vorsitzender des Ortschaftsrates gehört das Schul- und Heimatfest im Juni 2017. "Das war sein Steckenpferd", so Gläser. In die Organisation habe er
viel Kraft investiert. Eine Woche lang haben damals die Dorfbewohner und ihre Gäste das Fest mit vielen Höhepunkten gefeiert. 2800 Festplaketten wurden verkauft, 1000 Ortchroniken gedruckt. Das
Schul- und Heimatfest wirkte nach, stärkte den Zusammenhalt im Ort. Menschen kamen ins Gespräch, die vorher kaum ein Wort miteinander gewechselt hatten.
Jörg Reichel fühlte sich auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Krumhermersdorf zuhause. 1981 trat er in die Wehr ein, übernahm später für zehn Jahre als stellvertretender Ortswehrleiter
Verantwortung. Darüber hinaus war er ausgebildeter Gruppenführer und Maschinist. Vielen Kameraden werde er mit seinem ruhigen Führungsstil im Gedächtnis bleiben, schreibt die Feuerwehr in einem
letzten Gruß.
Langer Atem in Kommunalpolitik nötig
Zugleich wusste Jörg Reichel, dass in der Kommunalpolitik mitunter ein langer Atem nötig ist, um erfolgreich zu sein. Im Jahr seiner Wahl zum Vorsitzenden des Ortschaftsrates verabschiedete das
Gremium eine Prioritätenliste mit sanierungsbedürftigen Straßen unter der Maßgabe, dass jedes Jahr ein Straßenzug auf Vordermann gebracht werden soll. Doch oft fehlten die Mittel im städtischen
Haushalt, und der Straßenbau rückte wieder in weite Ferne.
Prioritätenliste mit dem Bau der Mittelgasse abgearbeitet
Erst 2022 konnte mit Fördermitteln die Mittelgasse erneuert werden. Zur letzten Ortschaftsratssitzung im Oktober, an der Jörg Reichel teilnahm, stellte er zufrieden fest, dass man eigentlich
stolz darauf sein könne, die Liste nun abgearbeitet zu haben. Auch die Einweihung der Ortsdurchfahrt nach 13-jähriger Bauzeit im Jahr 2020 erlebte Jörg Reichel noch mit. Beim Feuerwehrgerätehaus
ist ihm das nicht mehr vergönnt. Nachdem viele mögliche Standorte diskutiert wurden, sei es ihm und dem Ortschaftsrat zu verdanken, dass der Neubau nun auf den Weg gebracht werden kann, würdigt
Heiko Gläser sein Wirken.
In seiner jüngsten Sitzung gedachte der Zschopauer Stadtrat des Verstorbenen in einer Schweigeminute. Oberbürgermeister Arne Sigmund: "Ich schätzte ihn als einen sachlichen Menschen, für den
immer das Wohl der Gemeinde im Vordergrund stand."
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