"Freie Presse vom 23.11.2024, von Michael Felber
Wilfried Neumann hat den Traum der Lichterfahrt nicht aufgegeben. Auf seiner Modellbahnanlage fahren die Traktoren, Feuerwehren und Lkw auch ohne Genehmigung des Landesamts für Straßenbau und Verkehr.
Ein leises Summen ertönt. Im Tunnel flackert es. Dann fährt ein zu DDR-Zeiten gebautes IFA W50 Löschfahrzeug mit Blaulicht aus dem Berg, gefolgt von weiteren Zugmaschinen. Ein Trecker hat einen Christbaum geladen, ein Lkw einen großen Schwibbogen. Alle sind sie Teil der vorweihnachtlichen Lichterfahrt im Erzgebirge. Nachgebaut ist die Kolonne auf der Miniwelt „Montanregion Erzgebirge“ in Krumhermersdorf.
Crottendorfer Räucherkerzenland verewigt
Die Modellbahnanlage wurde von Winfried Neumann und seinem Team im Begegnungszentrum „De Schul“ in Krumhermersdorf erbaut. In den letzten Monaten ist dort viel passiert. „Der Kreis hat sich geschlossen“, sagt Winfried Neumann. Von den Anfängen des Bergbaus mit Pferdegöpel und Pochwerk bis zu aktuellen Plänen eines Erzbergwerks in Pöhla können Besucher die ganze Geschichte des Bergwesens im Erzgebirge bewundern. Der Erkundungsschacht der Saxony Minerals & Exploration AG ist eine der neuesten Entwicklungen auf der Modellbahnanlage. Im Detail sind hier Arbeiten der Probebohrung zu bestaunen, die das Erzgebirge wieder zum Standort der Gewinnung von Wolfram werden lassen könnten. Doch nicht nur der Bergbau ist zu sehen. Auch Attraktionen wie das Crottendorfer Räucherkerzenland, das Wolkensteiner Zughotel und eine Schmalspurbahn haben Winfried Neumann und sein Team verewigt. „Wir arbeiten mit vielen Firmen aus der Region zusammen, die uns unterstützen. Als Dank finden sie sich auf der Modellbahnanlage wieder“, sagt der Chemnitzer.
Haardünne Kupferdrähte sorgen für Blaulicht
Das aktuellste Ereignis aber dürfte die Lichterfahrt sein. Weil die Veranstaltung in diesem Jahr wegen sperriger Auflagen vom Organisator abgesagt wurde, freut sich Wilfried Neumann, dass er sie zumindest im Modell zeigen kann. In der bunten Kolonne steckt viel Arbeit. Da es für die TT-Modellbahngröße kein vorgefertigtes Verkehrssystem wie für Bahnen in der H0-Größe gibt, hat der Chemnitzer eine eigene Technik entwickelt. Geholfen hat ihn dabei eine Tischlerei in Crottendorf. Bei genauem Betrachten fallen die haardünnen Kupferdrähte auf, die an winzige Lämpchen der Modellfahrzeuge heranführen. Ihren Strom bekommen sie über kleine Abnehmer, die an einer Kupferfolie entlangschleifen. Somit leuchten die Traktoren, Lkw und Feuerwehren fast genau so schön, wie zur echten Lichterfahrt. (mife)
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