"Freie Presse" vom 8. August 2018, von Mike Baldauf
Der Ausbau der Hauptstraße ist im Oberdorf des Zschopauer Ortsteiles noch nicht abgeschlossen, da beginnt die Telekom auf dem fertigen Teil schon wieder aufzugraben.
In Krumhermersdorf kocht die Volksseele. "Wir bauen auf und reißen nieder, so gibt es Arbeit immer wieder." An diesen Handwerkerspruch aus DDR-Zeiten erinnert das Geschehen in dem Zschopauer Ortsteil. Noch ist der Ausbau der Kreisstraße im Oberdorf nicht abgeschlossen, da klaffen im fertigen Teil zwei frische Baugruben. Urheber ist die Telekom auf der Suche nach Leerrohren für den Breitbandausbau.
Ortsvorsteher Jörg Reichel (CDU) spricht von einem Schlag ins Gesicht der Einwohner. Als der Kreis damals beim Ausbau der Straße die Telekom zum Investieren ins Boot holen wollte, sei da kein Weg rangegangen. Für völlig unzureichend hält Reichel zudem die Baustellensicherung: "Es existiert keine Beschilderung, rein gar nichts. Auf der nur noch halbseitig befahrbaren Straße steht lediglich ein Bauzaun, damit man nicht gleich ins Loch fällt." Einheimischen Baufirmen dürfte das aufstoßen. "Denn bei ihnen wird peinlichst auf die Einhaltung der Vorschriften geachtet", sagt Reichel.
Auch sein Amtsvorgänger Jörg Tausch findet es "unerträglich, was die Telekom hier abzieht". Mit Entsetzen habe er verfolgt, wie die Löcher in Haupt- und Siedlungsstraße immer größer wurden. "Jahrelang haben wir um den Neubau unserer Hauptstraße gekämpft, ja sogar dafür demonstriert. Jetzt müssen wir zusehen, wie die neuen Straßen wieder aufgegraben werden." Die Erfahrung lehre, dass geflickte Stellen immer Schadstellen bleiben. "Wenn die Gewährleistungspflicht der ausführenden Firmen genau so schlecht kontrolliert und eingefordert wird wie nach dem Neubau der Hauptstraße, dann ist der Verfall der Straßendecke absehbar", fügt er hinzu. Dem Krumhermersdorfer stellt sich zudem die Frage, ob die Telekom den Glasfaserausbau nicht hätte früher planen können? Seines Wissens nach verfügen die schon ausgebauten Abschnitte nicht über die technischen Voraussetzungen zum Verlegen von Breitbandkabel.
Sabine Hoheisel von der Verkehrsbehörde der Stadt Zschopau nährt diese Vermutung: Die Telekom habe bei den Aufgrabungen keine Leerrohre gefunden. Von den Planern des zuletzt fertiggestellten Abschnitts habe sie erfahren, dass beim Ausbau vor drei Jahren keine neuen Rohre für Glasfaserkabel in die Erde gekommen seien. Das deckt sich mit der Auskunft des Landratsamtes: "Soweit wir ermitteln konnten, liegen uns als Straßenbaulastträger hier keine Bestandsunterlagen von Leerrohrtrassen der Telekom vor", heißt es auf Anfrage aus dem Referat Straßen. Andrea Förster mag dennoch nicht ausschließen, dass die Leerrohre vielleicht doch mit verlegt wurden. Es bestehe keine Pflicht, dem Baulastträger die Unterlagen auszuhändigen, so die Sachgebietsleiterin.
Wenig erhellend sind die Antworten des für den Breitbandausbau zuständigen Unternehmens auf die Fragen von "Freie Presse". Die offenen Punkte für die vorzunehmenden Tiefbauarbeiten im Bereich der Kabeltrasse seien weitestgehend geklärt, stellt Pressesprecherin Stefanie Halle voran. "Inwieweit die Rohranlagen nutzbar sind oder ob es Verwerfungen durch Straßenbaumaßnahmen aus der Vergangenheit gibt, wird allerdings erst beim Einbringen der Glasfaserkabel exakt festgestellt", heißt es weiter. Um welche Art von Rohren es sich handelt, bleibt offen. Unbeantwortet lässt die Telekom auch die Frage, ob im erneuerten Teil der Ortsdurchfahrt weitere Aufgrabungen notwendig werden. Aus einer früheren Anfrage geht lediglich hervor, dass im gesamten Ortsteil 15 Baugruben für den Breitbandausbau erforderlich sind und weitere hinzukommen können, falls beim Einziehen der Kabel Probleme auftreten.
Grundsätzlich kann sich der Baulastträger nicht dagegen sperren. Laut Telekommunikationsgesetz ist der Telekom die Verlegung ihrer Anlagen im öffentlichen Raum zu gestatten. Bei den gegenwärtigen Arbeiten an der Hauptstraße kommen laut Landratsamt dort Leerrohre in die Straße, wo sie erforderlich sind. Teilweise seien aber auch schon welche vorhanden.
Und wie geht es auf dem fertiggestellten Teil der Ortsdurchfahrt weiter? Der Landkreis werde sich auf jeden Fall dagegen wehren, dass die neue Fahrbahn wieder aufgebrochen wird, erklärt Sachgebietsleiterin Förster. Stattdessen werde man Technologien fordern, die den Straßenkörper schonen.
Original-Artikel:
https://www.freiepresse.de/erzgebirge/zschopau/wir-bauen-auf-und-reissen-nieder-artikel10280042
Kommentar schreiben
Sven Albrecht (Sonntag, 12 August 2018 21:51)
Ich hoffe sie hinterlassen die Baustelle nich wie bei uns im Oberdorf