"Freie Presse" vom 21.10.2017, von Mathias Degen
Kathleen Kessmann ist die beste Kauffrau im Gesundheitswesen in Sachsen. Dabei war ihr Weg dorthin steinig. Viel Unterstützung erhielt sie von ihren Ausbildern in Zusammenarbeit mit der Angestellten-Akademie.
Der Reisescheck über 500 Euro liegt auf dem Schreibtisch von Kathleen Kessmann. Daneben ihr Abschlusszeugnis und das Prüfungsergebnis. Auf beides ist die frischgebackene Kauffrau im Gesundheitswesen nicht ohne Grund stolz. Mit der durchgehenden Note Eins schloss die 28-Jährige unter den 216 geprüften Kaufleuten der AOK Sachsen ihre dreijährige Ausbildung mit dem besten Ergebnis ab.
Dabei waren die Voraussetzungen für Kathleen Kessmann im zweiten Anlauf ihres Berufsstarts alles andere als einfach.
Friseurin hat die Krumhermersdorferin nach dem Realschulabschluss gelernt und auch einige Zeit in dem Job gearbeitet. "Doch mir war schnell klar, dass mich die Arbeit mit Schere und Kamm nicht für immer ausfüllen wird." Im Berufsschulzentrum Zschopau hat sie daraufhin ihre Fachschulreife im Bereich Wirtschaftsverwaltung nachgeholt. Doch die Zeichen für eine fortführende Ausbildung standen schlecht. Eine schwere Krankheit hatte einen langen Klinikaufenthalt und anschließend medizinische Rehabilitation zur Folge.
Auf die Ausbildungsmöglichkeiten bei der Krankenkasse in Zschopau ist sie während eines Praktikums aufmerksam geworden. Die Bewerbung war trotz ihres Handicaps erfolgreich, die Ausbildung jedoch noch längst nicht geklärt. "Noch immer krankheitsbedingt geschwächt, konnten wir Kathleen den Unterricht mit Internatsunterkunft in Görlitz nicht zumuten", erinnert sich Annett Schubert. "In Zusammenarbeit mit der Deutschen Angestellten-Akademie haben wir eine Lösung gefunden, die ihr viel abverlangen sollte", so die fachpraktische Betreuerin. Denn neben der Praxisausbildung an der Beethoven-Straße erledigte Kathleen Kessmann den schulischen Teil am Computer via Internet, arbeitete unterschiedliche Stoffmodule im Selbststudium ab und bereitete sich zu Hause auf Klausuren und Prüfungen vor. "Oft habe ich vor umfangreichem Unterrichtsstoff gesessen und hätte mich über Lernschwerpunkte vom Lehrer oder auch nur auf ein Gespräch unter Klassenkameraden gefreut", sagt sie.
Mit Hochachtung bewertet Annett Schubert die außergewöhnliche Leistung der Jahrgangsbesten im Freistaat. "Kathleen hat Selbstdisziplin und Willenskraft gezeigt, wie wir es bislang noch nicht erleben durften", erklärt die Teamleiterin vom Bereich Hilfsmittel und freut sich über die Zusammenarbeit mit ihrer neuen Kollegin. Denn Kathleen Kessmann wurde in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen.