"Freie Presse" vom 05.11.2016, vom Matthias Degen
Mehrere Monat hat Hobbybastler Horst Uhlmann an den Modell gearbeitet - mit großer Akkuratesse, denn es wird im kommenden Jahr viele Blicke auf sich ziehen.
Die Krumhermersdorfer Kirche hat Nachwuchs bekommen. Nun wurde das Kind seinen Gemeindepaten vorgestellt. Wie aus dem Ei gepellt, sieht es der Mutter nicht bis ins Detail ähnlich, ist im Maßstab 1:25 noch recht klein, und glaubt man dem Vater, so wird es auch nicht mehr wachsen.
Soll die Kirche auch nicht, denn mit einer Turmhöhe von 1,30 Metern, einer Länge von 1,20 Metern und 66 Zentimetern Breite überragt sie auf einem Podest die neugierigen Besucher um Kopfeslängen. Das Modell des Gotteshauses aus der Zeit um 1830 kündigt das bevorstehende Schul- und Heimatfest im Juni kommenden Jahres an. "Dann wird meine Kirche auf einem Festwagen den Umzug schmücken", freut sich Horst Uhlmann, der Ideengeber, Konstrukteur und Baumeister des kleinen Schmuckstücks.
Der Vorschlag, das markante Gebäude nachzubauen, wurde zu Jahresbeginn an den Krumhermersdorfer herangetragen. "Kannst du uns dabei helfen", habe Organist Andreas Martin den 56-Jährigen gefragt. Als Schnitzer und Bastler im Ort bekannt, sollte ein Modell aus Sperrholz entstehen. Doch Uhlmann ist auch Maurer und mit witterungsbeständigerem Baumaterial vertraut.
Mitte März habe er begonnen, seine Baupläne umzusetzen. Als Vorlage dienten ihm eine Lithografie aus der Zeit um 1835 sowie ein Grundriss des Kirchenbaus. Beides brachte er in einen entsprechenden Maßstab, um so die Einzelmaße der Baugruppen und ihre Abstände zueinander bestimmen zu können. "Schwierig wurde es beim Seitenanbau, der damals noch ein Spitzdach hatte und auf der historischen Vorlage schwer zu erkennen war." Als Baumaterial wählte Horst Uhlmann Styropor und überzog wie beim richtigen Hausbau die Oberflächen mit einem Gitternetzgewebe. "Nur so haftet der anschließende Maxit-Spachtel dauerhaft."
Im Garten vor seinem Haus habe sich alles abgespielt. "Das Verputzen der Außenwände ging recht zügig voran", erinnert sich der Erbauer. Doch beim Blick auf das jetzt fertige Dach stehen ihm noch heute die Falten im Gesicht. Mit einer Schablone musste Horst Uhlmann jeden einzelnen Dachziegel in den weichen Spachtel einformen und durfte sich keine Pause gönnen. "Wird das Material zu früh hart, war die ganze Arbeit umsonst." Acht Stunden am Stück waren für eine Dachfläche notwendig. Auch die anschließende Malarbeit habe viel Zeit in Anspruch genommen. Die Fenster entstanden maßstabgerecht aus Plastik. Auch eine kleine und funktionierende Kirchturmuhr hat das 33,2 Kilogramm schwere Modell der 1756 erbauten Krumhermersdorfer Kirche.
Wie viele Stunden Horst Uhlmann an seiner Kirche gearbeitet hat, kann er nicht sagen. "Von Mitte März bis Oktober habe ich jede freie Minute damit verbracht", konstatiert er und freut sich heute schon auf den Festumzug am 18. Juni 2017.