Ausstellung in der Tenne: Einfach mal zeigen, was schön ist

Für zahlreiche Bilder dienten Nicole Musch ihre Kinder als Motiv, die sich zum Beispiel in historischen Kleidern beim Backen in der Küche austoben durften. Foto: Andreas Bauer
Für zahlreiche Bilder dienten Nicole Musch ihre Kinder als Motiv, die sich zum Beispiel in historischen Kleidern beim Backen in der Küche austoben durften. Foto: Andreas Bauer

"Freie Presse" vom 29. Mai 2020, von Andreas Bauer

In der Scheune ihres Krumhermersdorfer Bauernhofs organisiert Nicole Musch zum dritten Mal eine Ausstellung. Neben eigenen Bildern sind auch Werke anderer Künstlerinnen zu sehen.

Sie malt das, was sie bewegt, sagt Nicole Musch. Auf den Bildern der 39-Jährigen sind daher oft ihre drei Kinder zu sehen, wie sie den Garten oder den Urlaub genießen. Auch die Katze samt ihrer Jungen wird ab und zu mit Pinsel und Farbe festgehalten. "Meine Arbeit hat viel mit Familie zu tun", sagt die gelernte Ergotherapeutin, die sich selbst hauptberuflich als Hausfrau und Mutter bezeichnet.

Zwar hat sie an der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg studiert, doch folgen Malerei und Keramik in ihrer Prioritätenliste erst etwas weiter unten. "Was mich bewegt und was ich male, ist das, was in der Kunstszene eigentlich nicht so ankommt", meint die Krumhermersdorferin, die sich an den kommenden vier Wochenenden aber trotzdem auf ein großes Publikum freut. Denn sie organisiert ihre eigene Ausstellung und funktioniert die Scheune des Familien-Bauernhofs mal wieder zu einer ganz besonderen Galerie um.

Genauer gesagt ist es die Tenne, in der bis zum 21. Juni immer samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr zahlreiche Kunstwerke zu sehen sind. In dem Geschoss über den Wohnräumen, in dem früher das Getreide gedroschen wurde, sollen Besucher nun innehalten und den Moment genießen. Dies war schon zum Schul- und Heimatfest 2017 so, als die Premiere der Ausstellung großen Anklang fand. Seitdem folgt alle anderthalb Jahre eine Fortsetzung. "Das gibt uns Zeit und ermöglicht außerdem einen Wechsel zwischen Sommer und Winter", erklärt die Künstlerin, die um die diesjährige dritte Auflage zwischenzeitlich bangte. Schließlich drohte ihr die Corona-Krise mit all ihren Beschränkungen einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Aber Durchhaltevermögen und ein Hygiene-Konzept zahlten sich letztlich aus. Mit einer Fläche von mehr als 200 Quadratmetern biete die Tenne ja auch genügend Platz. In fast jeder Ecke laden historisch anmutende Sofas und Stühle zum Verweilen ein, das Genießen der Bilder inklusive. Auch draußen sollen die Leute einfach mal abschalten.

 

Die antiken Möbel, auf die die Gastgeber in alten Gebäuden des Ortes sowie im Internet stießen, verstärken das besondere Flair, das die Tenne ohnehin zu bieten hat. So natürlich das Holz aber auch wirkt: Für Nicole Musch machen es die Balken immer schwierig, die Bilder in Position zu bringen. "Wir müssen uns beim Einrichten der Ausstellung daran orientieren. Das ist deutlich schwieriger als in einer Galerie mit weißen Wänden", erklärt sie. Aber eine solch herkömmliche Ausstellungskulisse würde wohl eh nicht zu ihren familiären Motiven passen, die vielleicht keine Kunstexperten, dafür aber viele Menschen aus der Region beeindrucken. "Ohne große Hintergedanken einfach mal zeigen, was schön ist", will Nicole Musch mit ihren 30 Bildern. Ihre Ausstellung hat sie deshalb auch den Namen "Oor s'is schön hier ..." gegeben.

 

Wie in der Vergangenheit hat sich die gebürtige Karl-Marx-Städterin weitere Künstler an ihre Seite geholt, um dem diesjährigen Motto auch gerecht zu werden. So sind zum Beispiel Gemälde der Italienerin Lavinnia Chianello zu sehen, die seit einigen Jahren in Chemnitz lebt und vor allem für ihre Kurzfilme bekannt ist. Fotografien von Kerstin Herold und Schmuck von Claudia Richter bereichern die Ausstellung ebenso. Und dann hängen da noch ein paar historische Kleidungsstücke von Jana Franke auf der Leine mitten in der Tenne. "Bei ihr leihe ich mir ab und zu Dekoration für meine Bildmotive aus", erklärt Nicole Musch, deren Kinder schon in so manchen altertümlichen Anzug schlüpfen mussten. Anfängliche Skepsis sei dabei oft dem Interesse an den außergewöhnlichen Kleidern gewichen. Malerei wurde quasi zum Familienerlebnis. So stieß die dreifache Mutter immer wieder auf etwas Neues, das sie bewegt.

 

Die Ausstellung an der Hauptstraße 61 a in Krumhermersdorf ist bis zum 21. Juni immer samstags und sonntags in der Zeit von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt zu der Schau unter dem Motto "Oor s'is schön hier ..." ist frei. Besucher sollten den alten Sportplatz an der Schule als Parkplatz nutzen und von dort rund 300 Meter zur Scheune laufen.

 

Link zum Original-Artikel:

https://www.freiepresse.de/erzgebirge/zschopau/ausstellung-in-der-tenne-einfach-mal-zeigen-was-schoen-ist-artikel10845450

Dieser mittelalterliche Schlüpfer hängt auf einer Leine in der Tenne. Foto: Andreas Bauer

Auch auf Keramik hat sich die Krumhermersdorfer Künstlerin spezialisiert. Daraus fertigt sie zum Beispiel Lichterhäuser. Foto: Andreas Bauer


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